50 Jahre Gartenverein
Wenn du eine Stunde glücklich sein willst,
dann betrinke dich
willst du dreiTage glücklich sein,
dann schlachte ein Schwein und iß es auf.
Willst du ein paar Jahr glücklich sein,
dann heirate
Willst du aber ein ganzes Leben lang glücklich sein
Dann befasse dich mit einem Garten
….soweit ein chinesisches Sprichwort…
Nach schweren Kriegsjahren, Flucht und Vertreibung aus der angestammten Heimat fanden sich viele Betroffene auch in Unterkirchberg wieder.
Nach Jahren des Zurechtfindens wurde man Unterkirchberger und konnte auf eine erfolgreiche Integration in der neuen Heimat zurückblicken.
In den Jahren nach dem Krieg war das Angebot an Obst und Gemüse noch so gering, dass jeder der die Möglichkeit suchte einen eigenen Garten zu bewirtschafteten.
Was liegt näher als sich bei gleichen Interessen zusammen zuschließen und einen Verein zu gründen.
So entnehmen wir dem Protokoll:
Protokoll Nr.1 am 1957
Anwesend: 17 Personen
Tagesordnung: Lichtbildervortrag von Herrn Konrad
Von dem Mitarbeiter des Bundes der Siedler und Kleingärtner Stuttgart Herr Konrad wurde ein Lichtbildervortrag durchgeführt, zu dem die Bevölkerung von Unterkirchberg eingeladen war.
Herr Konrad zeigte an Hand von Lichtbildern verschiedene Arten Obst sowie ihre Anpflanzung und gab die nötigen Erläuterungen.
Die Anwesenden waren von dem Vortrag sehr begeistert und beschlossen in Unterkirchberg ebenfalls einen Verein der Siedler und Kleingärtner zu bilden und sich dem Bund der Siedler und Kleingärtner in Stuttgart anzuschließen.
Um den Verein zu organisieren und zu leiten wurde vorgeschlagen, einen Ausschuss, bestehend aus dem Vorsitzenden, dessen Stellvertreter, dem Kassier und dem Schriftführer zu bilden. Daraufhin wurden von den Anwesenden mit Zustimmung der zu wählenden Personen, einstimmig gewählt:
1.Helmut Lorenz, Vorsitzender
2.Ernst Peschke. Stellvertreter
3.Mathias Tistl, Kassier
4.Hans Weißheim, Schriftführer
Am Schluss des Abends dankten die Anwesenden Herrn Konrad für sein Bemühen beim Lichtbildervortrag und beim organisieren unseres Vereins und sprachen den Wunsch aus, dass Herr Konrad bald wieder zu uns komme.
Vorsitzender Schriftführer
Lorenz Weißheim
In der Mitgliederversammlung vom 23.3.1957 wurden als Beisitzer für die Ausschusssitzungen
Frau Schricker
Frau Nusser
Frau Muhr
Frau Fesseler gewählt
Zu Kassenprüfer wurde Herr Hans Muhr und Herr Walter Gerlach gewählt.
Noch im Gründungsjahr fand eine weitere Jahreshauptversammlung statt.
Das Protokoll berichtet:
Nachdem Herr Ernst Peschke die Versammlung eröffnet hatte, wurde von seinem Töchterlein ein Gedicht über die verschiedenartigsten Gemüse und Blumen gesagt und teilte anschließend an die Anwesenden Samen aus.
….Das Töchterchen ist heute unter uns ……………..
Bereits nach einem Jahr musste Herr Lorenz den Vorsitz aus gesundheitlichen Gründen niederlegen. Am 22.2.1858 wurde Herr Martin Nusser zu seinem Nachfolger gewählt.
An dieser Stelle begrüße ich ganz herzlich Martin Nusser mit Gattin
Im Gründungsjahr selbst fanden noch fünf weitere Ausschusssitzungen statt. Den Grundstock der Gemeinschaftspflege bildeten über die kommenden Jahre hinweg Ausflüge mit dem Omnibus.
Da ging es zur Wilhelma, nach Bad Urach, zur Wieskirche, zu den Landes -und Bundesgartenschauen.
Lassen wir uns über einen Ausflug von der Schriftführerin K.Ulrich aus dem Protokoll berichten:
Bericht vom Ausflug 1972
Am 17.Juni startet unser Jahresausflug nach Kehlheim. Abfahrt um 6 Uhr bei Hugo König. Der Bus war mit 63 Personen voll besetzt. Das Wetter ließ zum wünschen übrig. Wir fuhren über Donauwörth-Ingolstadt-Neustadt, Kehlheim. Unterwegs mussten wir im Bus die Schirme aufspannen, das Dach des Busses war nicht dicht und es regnete die ganze Zeit. Erst um 10:30 Uhr kamen wir in Kehlheim an. Nachdem wir uns in der Gaststätte zum Mittagessen angemeldet hatten, fuhren wir weiter nach Weltenburg mit dem Bus. Nach Besichtigung und einem kleinen Bier ging`s dann per Schiff zurück nach Kehlheim. Um 1 Uhr wurde dann gemeinsam Mittag gegessen. Um 1/2 3 fuhren wir mit dem Bus zur
Befreiungshalle. Um 5 Uhr traten wir die Heimreise an. Alles freute sich schon auf das Nachtessen und gemütliche Beisammensein in Zusmarshausen. Doch leider übersah unser Fahrer die Autobahn-Ausfahrt nach Zusmarshausen. Dafür ließ er uns am Landgasthaus „Linde“ in Dettingen aussteigen. Das Gasthaus war so vornehm, dass einige unserer Gartenfreunde erst gar nicht hineingingen. Die, die hineingingen bekamen eine sehr schöne Speisekarte, kleine Portionen, große Preise und gar keine Stimmung. In der Hoffnung beim nächsten Ausflug wieder besser Einzukehren, trafen wir um 22 Uhr wieder in Unterkirchberg ein.
K.Ulrich
Fachlicherseits beschäftigte man sich mit Rechts- und Steuerfragen bei Haus- und Grundbesitz und ließ sich in Versicherungsfragen beraten. Gemeinsame kostengünstige Anschaffungen von Gartengeräte, Motorspritzen, Rasenmäher, Leitern, Samen und Pflanzen rundeten das Vereinsangebot ab.
Es gab auch Veranstaltungen mit anderen Vereinen(Obstbauerbverein) im Ort, so zum Beispiel einen Tanz in den Mai und vor allem das jährliche Erntedank Fest.
Aus dem Protokoll:
Erntedankfest 2.10.1961
Brot der Erde Segen
Unter diesem Zeitspruch wurde das diesjährige Erntedankfest gefeiert. Unser Vorstand Herr Nusser sprach die Einleitungsworte und nach der Begrüßung der Vereine und des Herrn Bürgermeister Heilig wickelte sich das Programm ab. Der Gesangverein und die Jugend umrahmten mit ihren Liedern und Gedichten das Fest.
Das Programm:
1. Bald prangt der Morgen (Lied)
2. Begrüßung Herr Nusser
3-6. Ein Lied vom Frühling bis Herbst mit Gedichten vorgetragen (H.Lang)
7. Flötenspiel: im Märzen der Bauer
8. Heimatgrüße (Gesangverein )
9-10. Nach dem Gewitter und ein Lied geh aus mein Herz
12. Ein Lied: Mit lautem Jubel und was braucht man auf dem Dorf(Volksschule)
13. Herr Heilig spricht Worte der Besinnlichkeit. Er streift schlechte Zeiten, sogenannte Hungerjahre und sprach vom großen Wert des Brotes. Noch heute ist ein weggeworfenes Brot eine Sünde. Die Zeit ist nicht zum Besten. Aber ein Garten ist die Grundlage für innere Ausgeglichheit. Dank dem Bauern und deren Mithelfer.
Dank unserem Herrgott für unser täglich Brot.
14. Wo klare Wasser fließen
15. Flötenspiel
16 Herbei, Herbei (Kartoffellied)
17 Rätsel (Apfellied)
18. Bunt sind schon die Wälder
19. Ein rheinisches Mädel
Tellersammlung für Ausgaben des Vereins.
Zum Schluss sprach unser Vorstand und bedankte sich für die Mitarbeit.
Soweit das Protokoll
In der Sitzung am 21.11.59 diskutierte man lang und breit und kam zum Schluss, weder eine Nikolausfeier noch eine Weihnachtsfeier zu veranstalten, sondern eine Kappensitzung.
Und was es auch damals auch schon gab:
Der Gartenverein hatte eine Ruhebank an der Unterweilerstraße aufgestellt.
Protokollauszug:
Beschwerden der Anlieger wegen der Bank infolge starken Krachs der Jugendlichen in abendlicher Stunde. Der Ausschuss hat beschlossen, ein vorläufiges belassen der Bank, im Frühjahr aber keine Auflage der Bretter (4.1.64)
Oder
Herr Ulrich bittet die Mitglieder die Geräte nach Gebrauch wieder zurückzubringen(29.2.64)
Die damalige Zeit war noch von der mechanischen Gartenbauweise überzeugt. Man war der Meinung ohne Spritzen seien keine Verwertbare Erträge zu erhalten. Regelrechte Spritzkolonnen teilten sich den Ort auf um auf Bestellung die Obstbäume zu spritzen. Dieser Personaleinsatz und Beschaffung von z.B. motorbetriebenen Rückentragespritzen nahm viel Zeit in Ausschüssen in Anspruch.
In der Jahreshauptversammlung am 29.4.1967 wurde Herr Otto Eckhardt zum 1. Vorsitzenden gewählt.
Ich begrüße Herrn Otto Eckhardt mit Gattin
1972 soll der Gartenverein als Generalpächter das Gartenland an der Unterweilerstraße vom Eigentümer Ottmar Radi übernehmen. Darüber wurde lange und lebhaft diskutiert. In der nächsten Ausschusssitzung wurde entschieden dass die Pachtgärten in der Verwaltung der Gemeinde bleiben sollen.
1973 hat sich der Gartenverein erstmals in der Kulturringsitzung zur Schmückung des Maibaumes bereit erklärt.
Bis 1978 hat der Gartenverein kranke Mitglieder besucht. Die Krankenbesuche werden eingestellt.
Diavorträge fehlen jetzt in keiner Jahreshauptversammlung. Am 21.April 1979 wird erstmals ein Film gezeigt.
Das Protokoll berichtet:
………Anschließend zeigte Herr Maier (Klaus) ein Film über den Regenwurm. Schön war er nicht gerade, aber lehrreich.
K.Ulrich
Am 17.5.1980 wurde im neuen Schützenheim Dieter Ehehalt zum 1.Vorsitzenden gewählt.
Ich begrüße den Ehrenvorsitzenden Herrn Dieter Ehehalt mit Gattin.
Seine Vorstandschaft war gekennzeichnet durch einen Generationenwechsel bei den Vereinsfunktionären. Reibungslos konnten alle freiwerdenden Funktionsstellen des Vereins wieder besetzt werden.
Der Gartenverein erlebte in dieser Zeit einen beachtlichen Aufschwung. Unter anderem hing dies auch mit dem gestiegenen Angebot an Bauland in der Gemeinde zusammen. Durch die nun regelmäßig stattfindenden jährlichen Gartenfeste erhöhten sich die Einnahmen und mehr Geräte zum Ausleihen an die Mitglieder konnten beschafft werden.
Überhaupt wurde in dieser Zeit der Grundstein gelegt für die heutigen Aktivitäten und Angebote.
In seine Zeit fiel auch die Eintragung ins Vereinsregister. Seitdem heißt es „Gartenverein Unterkirchberg e.V.“
(Die Mitglieder Versammlung hat dieses Jahr beschlossen ihn Umzubenennen in „Gartenverein Illerkirchberg e.V.)
Ein Höhepunkt stellte sicherlich das 25jährige Vereinsjubiläum, damals noch in der Gemeindehalle unter Beteiligung mehrerer Vereine und der Bevölkerung .
Bei der Jahreshauptversammlung 1992 wurde ich (Dieter Bischof) dann von der Mitgliederversammlung zum 1. Vorstand gewählt.
Für uns, (Rolf Steck,2.Vorstand, Dietmar Fischer, Kassier, und Erika Kirchhauser, Schriftführerin), als Nachfolgerin von Gabi Johne, stand nun auf der Agenda eine Ausweitung der Vereinsaktivitäten. Da dieses mit einem erheblichen Finanzaufwand einherging hatten wir die Gewinnung von Einnahmequellen immer vor Augen.
Als Großaktion bekamen wir zweimal den Auftrag von der Gemeinde die neugeschaffenen Regenüberlaufbecken naturnah durch Bepflanzung in ihre Umgebung zu integrieren. Darüber wurde sogar in der Gartenzeitschrift „Haus und Garten“ berichtet, außerdem wurden wir finanziell durch die Gemeinde gut bedient.
Die jährlichen Gartenfeste verbesserten unsere Einnahmen zudem.
Für die Mitglieder wurden Vorträge sowie, Baumschnittkurse geboten und unsere Angebotspalette an Geräten ständig erweitert.
Der Gartenverein verleiht zurzeit:
Anhänger 600kg ungebremst, Holzspalter, zwei Rasenlüfter, zwei Honda Motorhacken, Leiter, Rasenwalzen.
Mit dem Bau des Schultheißenhofs mussten wir unsere Gerätehütte aufgeben. Die Gemeinde unter Bürgermeister Lotter schaffte uns großzügigen Ersatz mit einem richtigen Gerätehaus an der Unterweilerstraße, für das uns viele Gartenvereine beneiden würden.
Ein Schwerpunkt im Vereinsjahr und gleichzeitig das Bindeglied zur Bevölkerung ist der Maibaum.
Aufgabe des Gartenvereins ist das Ausschmücken des Baumes: DAS KRANZEN.
An dieser Stelle Gruß und Dank an Franz Kneißle ohne den wir an kein Material zum Kranzen kämen.
Das Kranzen hat sich als echte Brauchtum Veranstaltung entwickelt.
Heuer waren sage und schreibe vier Generationen an der Herstellung der Gebinde beteiligt. (Urgroßmutter, Oma, Tochter, Kind)
Aber, ohne die Feuerwehr bliebe alles am Boden liegen.
Wir danken dem Kommandanten Dietmar Johne und den Kameraden von der Feuerwehr, unser Partner.
Sehr geehrte Festgäste;
Es könnte noch viel mehr erzählt werden, vor allem wäre es schön gewesen mehr Namen zu würdigen: ich denke z.B. an Stefan Müller- oder an die 2. Vorsitzenden Ernst Peschke, Herr Kunkel, Josef Petz, Engelbert Stark und Rolf Steck. Aber irgendwo, und darum bitte ich um Verständnis, muss man sich begrenzen.
Das möchte ich nun tun und schließe meinen Vortrag ab nicht ohne sie an Goethes Erkenntnis teilhaben zu lassen.
Auf der Heimreise von Italien ruft der Großmeister aus, übrigens auch ein Gartenfreund:
Weit und schön ist die Welt
Doch o wie Dank ich dem Himmel
Dass ein Gärtchen beschränkt
Zierlich mir eigen gehört
Bringt mich wieder nach Haus!
Was hat ein Gärtner zu reisen
Ehre bringt`s Glück
Wenn er sein Gärtchen betreut.
Ehre würde es uns bringen wenn es uns gelingt, den nun wieder anstehenden Generationenwechsel hinzubringen und junge engagierte Gartenfreunde das Erk weiterführen zur Sicherung der Zukunft des Vereins.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit
Dieter Bischof Illerkirchberg 14.Oktober 20007